“Hilde? Ich bins, Anna. Ich rufe aus Toronto an, aber ich komme bald nach Berlin. Wie geht’s euch?”
“Es geht uns allen eigentlich prima. Mir ganz besonders, denn ich werde ein weiteres mal Oma.”
“Hilde! Das ist ja grossartig - welches deiner Kinder?”
“Annette. Und sie fühlt sich fabelhaft wohl.”
“Du willst mir doch nicht weismachen, dass du ein Enkelkind in deiner eigenen Nachbarschaft haben wirst?”
“Na, jedenfalls nicht weit von hier. Wir reden drüber, wenn du da bist. Wie lange kannst du denn bleiben?”
“Ach nur ein paar Tage. Ich muss anschliessend noch nach Frankfurt. Und ich denke, ich werde wohl viel mit Frank Hornung unterwegs sein. Er hat schon so viel geholfen. Ich will noch mal nach Stolpe, und Friedhöfe besuchen. Ich suche nach den Gräbern, Hilde. Ich habe mit den Verwaltungen Verbindung aufgenommen, Listen eingesehen. Frank hat alte Dokumente aufgetrieben, wo sie auch anonym Begrabene ganz genau beschrieben haben. Ich kann die Jungen nicht finden, Hilde. Keine Spur von ihnen.”
“Aha.” Hilde macht eine Pause. “Ist es möglich, könntest du dir vorstellen, dass die nach all den Jahren vielleicht die anonymen Gräber eingeebnet haben, um für neue Platz zu machen?”
“Ja, daran habe ich auch schon gedacht, aber alle Friedhöfe haben genaue Listen geführt und nichts ist umgepflügt worden.
Maja hat sich letzte Woche gemeldet. Ich werde diesesmal bei ihr wohnen, Hilde. Aber erst fahre ich nach Hannover, Muttis Grab besuchen. Ich ruf an, wenn ich da bin. Inzwischen knuddel mir bitte deine Annette von mir. Wann kommt denn das Baby?”
“Ende Dezember. Ich freu mich auf dich.”